Neugestaltung des Gänsmarktes

Veröffentlicht am Dienstag, 23. Mai 2023
Blick von Norden über den „neuen Gänsmarkt“ mit Muschelkalk-Pflasterung, Sitzgelegenheiten sowie Grünflächen inklusive Entwässerungsmulden. Der Kiliansbrunnen behält den bisherigen Standort.
Blick von Norden über den „neuen Gänsmarkt“ mit Muschelkalk-Pflasterung, Sitzgelegenheiten sowie Grünflächen inklusive Entwässerungsmulden. Der Kiliansbrunnen behält den bisherigen Standort.

Im Juni 2023 beginnen die Bauarbeiten auf dem Gänsmarkt. Sie sind der Auftakt für die Sanierung und Neugestaltung des Platzes.

Angestrebt wird ein moderner und durchgrünter Platz, der eine hohe Aufenthaltsqualität bietet und zum Verweilen einlädt. Der mittlere Bereich bleibt - wie bisher schon - autofrei. Im Norden und Süden können Autos den Gänsmarkt befahren. Als Belag ist fränkischer Muschelkalk vorgesehen, der sich in den Übergängen bis in die umliegenden Straßen hinein zieht. Die Entwurfsvarianten sind in Zusammenarbeit mit dem Büro "Planstatt Senner" aus Überlingen entwickelt worden, das die Stadt bereits bei der erfolgreichen Machbarkeitsstudie als Bewerbung für die Landesgartenschau 2034 begleitet hatte.

Auf dem "neuen Gänsmarkt" gibt es Baumhaine und Beete, Sitzbänke, ein Holzdeck zum Liegen sowie Fahrradständer im Bereich Törkelgasse und Härterichstraße. In der Planansicht blau markiert sind als Ideen Sprühnebel und Trinkbrunnen; im Schatten des mittleren Baumes sind Spielgeräte vorgesehen. Ebenfalls bereits eingezeichnet ist die Gastronomie.

Besondere Charakteristika des Platzes sollen - neben seiner räumlichen Wirkung im teils historischen Gebäude-Ensemble und einem ansprechenden Beleuchtungskonzept - die Barrierefreiheit und die Klimaresilienz sein. Das kann nicht nur durch die Auswahl der Bäume, sondern auch durch so genannte "Baumrigolen" erreicht werden, die Niederschlagswasser versickern lassen und überschüssiges Wasser in einem Retentionsbecken auffangen. Durch die Regenwassernutzung kann eine dauerhfte Begrünung gewährleistet werden, ohne auf Trinkwasser zurückgreifen zu müssen.

Ein wichtiges Ziel für den Platz ist, dass er auch in Hitzeperioden ein angenehmer Aufenthaltsort ist. Insgesamt soll er das gesamte Wohn- und Geschäftsumfeld aufwerten sowie eine ansprechende Verknüpfung zwischen dem Marktplatz und den weiteren Altstadt-Plätzen und dem Bahnhofs-Areal sein.

Für den neuen Gänsmarkt, der auch ein städtebauliches Projekt innerhalb der Landesgartenschau-Konzeption "Blühende Quellen" 2034 ist, erhält die Stadt rund 1,5 Millionen Euro Landes-Fördermittel aus dem Programm „Soziale Integration im Quartier“ (SIQ).

Aktuelle Informationen zu den Bauarbeiten

Die wesentlichen Leitungs- und Tiefbauarbeiten waren bereits in den vergangenen Jahren erledigt worden. Bei den nun zunächst anstehenden Sondierungen und Arbeiten im Untergrund geht es darum, letzte Fernwärme-Anschlüsse oder zumindest die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Außerdem werden Strom- und Gasleitungen so platziert, dass das stadträumliche Konzept der Oberflächen-Gestaltung umgesetzt werden kann. Auch private Gebäude-Eigentümer werden in der nächsten Zeit Sanierungsarbeiten durchführen, was aus Sicht der Stadt sehr günstig zusammenfällt. Der Gänsmarkt-Boden soll nach der Fertigstellung über möglichst lange Zeit nicht mehr geöffnet werden müssen.

„Ziel der Arbeiten ist es, dass die Leitungen hauptsächlich unter den später vorgesehenen Haupt-Fußverkehrswegen liegen. In der Mitte des Gänsmarktes werden wir eine Regenwasser-Zisterne einbauen, die bei Trockenheit die geplanten Baumrigolen versorgt“, erläutert Stadtbaudirektor Bernd Straub die nächsten Schritte. Grundlage für diese Planungen ist die vom Gemeinderat im November 2022 verabschiedete Entwurfs-Variante, die vom Büro Planstatt Senner aus Überlingen erarbeitet wurde. Die detaillierte Entwurfsplanung geht noch vor der Sommerpause in die städtischen Gremien – und ist dann bereits auf die jüngsten Sondierungen und Vorbereitungen im Untergrund abgestimmt.

Die ersten Bauarbeiten werden sich vor allem im mittleren Bereich des Gänsmarktes abspielen. Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radelnde können die Baustelle jederzeit passieren. Auch der Autoverkehr, der den Gänsmarkt im nördlichen oder südlichen Bereich überfährt, ist von den Arbeiten noch nicht betroffen.

Mit den unmittelbar am Gänsmarkt beheimateten Gewerbetreibenden, Anwohnerinnen und Anwohnern sowie den Eigentümerinnen und Eigentümern von Gebäuden trifft sich die Stadtverwaltung Anfang Juni zu einem Quartiersgespräch. Darin geht es neben der persönlichen Information auch um die Frage, wie in gemeinsamer Abstimmung die Beeinträchtigungen durch die Baustelle möglichst gering gehalten werden können. Zudem erhalten alle Anwohnerinnen und Anwohner im erweiterten Bereich um den Gänsmarkt ein Informationsschreiben der Stadt.

Wir informieren Sie an dieser Stelle auch weiterhin stets aktuell.

Informationen zum Thema Baum-Entnahmen und Neupflanzungen

Im Zuge der Bauarbeiten werden Bestandsbäume entfernt, die ohnehin mittelfristig absterben würden. Gerne informieren wir Sie darüber transparent und im Detail:

Die Mehlbeeren in der Stadt Bad Mergentheim werden nach und nach alle von einem Pilz befallen und deshalb mittelfristig aus dem Stadtbild komplett verschwinden. Dies ist auch der Grund, warum schon seit geraumer Zeit gar keine Mehlbeeren mehr neu gepflanzt werden. Auf Basis wissenschaftlich fortgeschriebener Straßenbaum-Listen, beispielsweise von der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) oder der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), setzen die Stadtgärtnerinnen und Stadtgärtner in Bad Mergentheim bewusst nur noch solche Sorten ein, für die in Zeiten des Klimawandels gute und langfristige Überlebenschancen bestehen. Denn die bisherigen Klimaveränderungen sind es auch, die die Mehlbeere nicht nur in Bad Mergentheim, sondern auch in vielen anderen Städten, stark geschwächt haben. Die Entwicklung ist vergleichbar mit dem Eschentriebssterben, das die Bestände in großem Umfang dezimiert.

„Wir müssen klar feststellen: Die Lebensdauer der noch vorhandenen Mehlbeeren – auch auf dem Gänsmarkt – ist eingeschränkt. Zwar tun wir überall in der Stadt viel dafür, um auch kranke Bäume bestmöglich zu pflegen und zu erhalten, aber bei einigen Mehlbeeren ist schon jetzt nur noch ein starker Rückschnitt zur Verkehrssicherung möglich“, erläutert Landschaftsplanerin Eva Müller. Dies betreffe beispielsweise die Bäume im Bereich des Kiliansbrunnens, die bereits stark zurückgeschnitten wurden und sichtbar krank sind. Auf dem Gänsmark sind die bestehenden Bäume unterschiedlich stark betroffen. „Gerade auf dem mittleren Bereich des Platzes machen einige Bäume noch einen sehr vitalen Eindruck. Den schleichenden Prozess, dass sich der Pilz von Baum zu Baum verbreitet, können wir jedoch nicht aufhalten“, betont Eva Müller. „Der optische Eindruck wirkt auf Laien oft täuschend.“

Der Pilz „Zottiger Schillerporling“ verursacht eine so genannte „Weißfäule“. Diese lässt mit der Zeit Teile der Baumkrone einbrechen oder diese sogar komplett herunterbrechen. Kranke Mehlbeeren finden sich überall im Stadtgebiet: In der Althäuser Schwimmbadstraße oder in der Dainbacher Binsengasse sind Bäume bereits komplett abgestorben, an vielen Stellen – wie der Caritas-Kreuzung, am Stuppacher Friedhof oder in der Wilhelm-Frank-Straße – sind die Bäume abgängig. In der Stadionstraße und in der Marienstraße mussten Mehlbeeren bereits durch neue Bäume ersetzt werden.

Im Zuge der Bauarbeiten auf dem Gänsmarkt werden die Bestands-Mehlbeeren dort schrittweise – beginnend im Norden – entfernt. Stadtbaudirektor Bernd Straub unterstreicht noch einmal, dass auf dem Gänsmarkt künftig mehr Bäume und vitalere Bäume stehen werden: „Wir brauchen Bäume, die Zukunft haben!“ Dazu schaffe die Stadt mit großem Aufwand die bestmöglichen Bedingungen. Schon in der ersten Phase der Bauarbeiten werde eine Regenwasser-Zisterne in den Gänsmarkt-Untergrund eingebaut, die später die vorgesehenen Baum-Rigolen über deren vernetzte Wasser-Speicher versorgt. „Unsere Planungen sind von Grund auf darauf ausgerichtet, dass wir den neuen, klimastabilen Stadtbäumen auf dem Gänsmarkt die optimalen Bedingungen schaffen“, erläutert Bernd Straub abschließend.

Rückblick: Bürgerbeteiligung

Oberbürgermeister Udo Glatthaar bedankt sich bei allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich im seit vier Jahren breit angelegten Beteiligungsprozess zum neuen Gänsmarkt eingebracht haben. Bereits im April 2019 waren über 100 Betroffene und Interessierte zur ersten Bürgerwerkstatt gekommen, weitere Befragungen fanden in den folgenden Monaten sowie in den Jahren 2020 und 2021 statt. Die im November im Gemeinderat verabschiedete Entwurfsvariante greift die wesentlichen Ziele auf, die im Beteiligungsprozess herausgearbeitet wurden: von der Aufenthaltsqualität bis zur Verkehrsberuhigung.