Erfolgs-Patent aus Neunkirchen wird in der Straße verbaut, in der es einst erfunden wurde

Veröffentlicht am Donnerstag, 25. April 2024
Dr. Hansjörg Brombach (4. v.r.), Ortsvorsteher Josef Wülk (Mitte), Daniel Renner vom Eigenbetrieb Abwasserwirtschaft (4. v.l.), Sebastian Hügel-Noe (5. v.l., Benninger), Hanspeter Fernkorn (7. v.l., fks Ingenieure) Holmer Steinriede (6. v.r., UFT)
Dr. Hansjörg Brombach (4. v.r.), Ortsvorsteher Josef Wülk (Mitte), Daniel Renner vom Eigenbetrieb Abwasserwirtschaft (4. v.l.), Sebastian Hügel-Noe (5. v.l., Benninger), Hanspeter Fernkorn (7. v.l., fks Ingenieure) Holmer Steinriede (6. v.r., UFT)

Nach gut einem Vierteljahr Bauzeit ist das neue Regenüberlaufbauwerk (RÜ) in der Kirchbergstraße Neunkirchen fertig. Es hat eine besondere Geschichte: Hier kommt ein Wirbelventil zum Einsatz, das Professor Dr. Hansjörg Brombach vor 47 Jahren in eben dieser Straße erfand.

Der Neubau des RÜ mitsamt Zu- und Ablaufkanälen war aus wasserrechtlichen Gründen in diesem Jahr erforderlich, da der bisherige Regenüberlauf nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprach. Das neue RÜ wurde aus Platzgründen aus zwei runden Fertigteilschächten in Form eines Quelltopfes sowie eines Drosselschachtes als monolithischer Stahlbetonschacht gebaut. Auch Hausanschlussleitungen sowie Leitungen der Straßenentwässerung wurden bis zu den Grundstücksgrenzen und zum Straßenablauf hin erneuert. Der Eigenbetrieb Abwasserwirtschaft der Stadt Bad Mergentheim hat in das neue Regenüberlaufbauwerk rund 460.000 Euro investiert. Hier fließt künftig das Abwasser aus einer Gesamtfläche von gut zwei Hektar vorbei.

Im Inneren des RÜ arbeitet an entscheidender Stelle ein Wirbelventil, das den normalen Abwasserfluss von etwa einem halben Liter pro Sekunde passieren lässt und zur Kläranlage weiterleitet. Kommt es jedoch zu einem Regenereignis, würde die Wassermenge auf das Hundert- bis Tausendfache ansteigen. Es dürfen aber nur maximal 57 Liter pro Sekunde weitergeleitet werden, da die Kläranlage solch große Mengen Abwasser nicht aufnehmen kann. Deshalb lässt das Ventil bei steigender Wassermenge einen Wirbel entstehen, dessen Luftblase das Ausgangsrohr verschließt. In Folge sammelt sich das Wasser im RÜ, statt ungebremst zur Kläranlage zu fließen.

Diese Bremsfunktion samt Justierung des Wirbels erfand der UFT-Gründer Prof. Dr. Hansjörg Brombach, der in der Kirchbergstraße Neunkirchen sein erstes kleines Ingenieurbüro unterhielt. 1977 meldete er das Wirbelventil zum Patent an, weitere Patentanmeldungen in Österreich und der Schweiz, sogar in den USA folgten. Inzwischen ist sein Ventil allein in Deutschland tausendfach verbaut worden. UFT ist heute in der Bad Mergentheimer Steinstraße beheimatet und zählt rund 70 Mitarbeitende.

Zur offiziellen Fertigstellung freuten sich Ortsvorsteher Josef Wülk und Daniel Renner vom Eigenbetrieb Abwasserwirtschaft sowie Vertreter der Firma UFT, der fks Ingenieure für die Planung und der Firma Benninger Bau für die Ausführung im Beisein von Professor Dr. Hansjörg Brombach und Bürgerinnen und Bürger des Ortes nicht nur über das neue Regenüberlaufbauwerk, sondern auch über die damit verbundene Geschichte heimischen Innovations- und Erfindergeistes.

Für Hansjörg Brombach, der seit Jahrzehnten auch zur Geschichte der Bad Mergentheimer Kanalisation forscht und dazu publiziert hat, ist eine „persönliches und besonderes Ereignis“, dass sein Erfolgs-Patent des Wirbelventils nun in der Straße arbeitet, in der er es einst erdachte. Deshalb habe er bereits die Baustelle regelmäßig besucht, sagte er beim Fertigstellungs-Termin.