Weg zur Klimaneutralität


Bad Mergentheim setzt mit seinem Klimaschutzkonzept neue Maßstäbe für den kommunalen Klimaschutz. Die Grundlagen bilden eine Treibhausgasbilanzierung, Potenzialanalyse und Szenarienentwicklung. Diese zeigen den Weg auf um bis 2040 die Klimaneutralität zu erreichen.

Energie- und Treibhausgasbilanz 

Die Energie- und Treibhausgasbilanz für die Stadt Bad Mergentheim wurde nach der Bilanzierungssystematik Kommunal (BISKO) erstellt. BISKO ist eine endenergiebasierte Territorialbilanz, die energiebedingte Treibhausgasemissionen innerhalb der Gemeindegrenzen erfasst.Hauptmerkmale der BISKO-Methodik:

  1. Erfassung aller Endenergieverbräuche im Gemeindegebiet
  2. Zuordnung zu Sektoren: Haushalte, GHD, Industrie, kommunale Einrichtungen und Verkehr
  3. Keine Witterungskorrektur der Daten
  4. Berücksichtigung von grauer Energie nur bei lokalem Verbrauch
  5. Berechnung der CO2-Äquivalent-Emissionen mit spezifischen Emissionsfaktoren
  6. Einbeziehung von Vorketten-Emissionen, auch bei erneuerbaren Energieträgern
  7. Verwendung des Bundesstrommix für den Stromemissionsfaktor

Das Klimaschutzziel nach BISKO ist, nahezu Nullemissionen zu erreichen, wobei ein absoluter Nullwert aufgrund der Vorketten nicht möglich ist.

 

Energiebilanz und CO2-Emissionen

Bad Mergentheim zeichnet sich durch niedrige Werte aus:

  • Gesamtenergieverbrauch: 521 GWh (17,4 MWh pro Einwohner)
  • CO2-Emissionen: 141.401 Tonnen (5,9t pro Einwohner)

Diese Zahlen liegen deutlich unter den Bundes- und Landesdurchschnitten. Dies liegt jedoch vor allem daran, dass auf der Gemarkung Bad Mergentheim keine Autobahn vorhanden ist. Zudem hat Bad Mergentheim auch keine ausgedehnte Industrie.

Die Verteilung des Energieverbrauchs zeigt interessante Schwerpunkte:

  1. Private Haushalte: 38%
  2. Gewerbe/Handel/Dienstleistungen: 37%
  3. Verkehr: 21%
  4. Kommunale Liegenschaften: 1%

Treibhausgas-Emissionen nach Sektoren und Energieträgern Stadt Bad Mergentheim

Im Bereich der erneuerbaren Energien kann Bad Mergentheim kleine Erfolge vorweisen.

  • Wärmeerzeugung: 26% aus erneuerbaren Quellen
  • Stromproduktion: 27% aus erneuerbaren Quellen
  • Gesamtanteil am Endenergieverbrauch: 21%

Diese Zahlen verdeutlichen, dass Bad Mergentheim bei der Wärmeerzeugung aus 26 % erneuerbaren Energien deutlich über dem Bundesdurchschnitt mit aktuell 16% liegt. Auch werden mehr als ein viertel der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien produziert. Dieser Wert verdeutlicht, dass Bad Mergentheim bereits einen bedeutenden Schritt in Richtung einer nachhaltigen Energieversorgung gemacht hat. Gleichzeitig wird klar, dass noch Raum für Verbesserungen besteht, um den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergiemix weiter zu steigern und somit die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren.

Gegenüberstellung Strombereitstellung und Stromverbrauch in der Stadt Bad Mergentheim

Gegenüberstellung Wärmebereitstellung und Wärmeverbrauch Stadt Bad Mergentheim

Potenziale erneuerbarer Energien:

Die Stadt Bad Mergentheim verfügt über beachtliche Potenziale im Bereich der erneuerbaren Energien

  • Jährliches Stromerzeugungspotenzial: 520 GWh
  • Jährliches Wärmeerzeugungspotenzial: 174 GWh

Aktuell werden nur 5% des Stromerzeugungspotenzials und 47% des Wärmeerzeugungspotenzials genutzt.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass Bad Mergentheim noch über erhebliche ungenutzte Kapazitäten verfügt, insbesondere im Bereich der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen. Eine Steigerung der Nutzung dieser Potenziale könnte einen signifikanten Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz in der Region leisten.

 

Zukunftsszenarien:

Um mögliche Wege aufzuzeigen, wie die Klimaneutralität bis 2040 gelingen kann, wurden zuerst zwei Szenarien erarbeitet. Das Referenzszenario ("business as usual") beschreibt den Weg unter den vorhergesagten Änderungen der Rahmenbedingungen bis zum Jahr 20240. Das Klimaschutzszenario zeigt den Weg mit ambitionierteren Maßnahmen auf. a

Referenzszenario 2040

  • 65% des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen
  • 39% des Wärmebedarfs aus erneuerbaren Energien

Klimaschutzszenario 2040

  • Vollständige Deckung des Strombedarfs plus 8% Überproduktion
  • 61% des Wärmebedarfs aus erneuerbaren Energien

Um diese Ziele zu erreichen, wurden vier zentrale Strategien identifiziert. 

Strategien zur Zielerreichung

  1. Ausschöpfung von Einspar- und Effizienzpotenzialen
  2. Massive Steigerung der erneuerbaren Energieproduktion
  3. Sektorenkopplung und innovative Technologien
  4. Erweiterung der Photovoltaik- und Windenergienutzung

Trotz der Anstrengungen des Klimaschutzszenarios kann die Wärmeproduktion nicht vollständig aus erneuerbaren Energien produziert werden. Daher wurde ein zusätzliches Perspektivszenario angefertigt. Dieses nutzt das technische Potenzial in der Windkraftplanung und weitet es auf 2,8 % der Stadtfläche aus.

Das Potenzial zur Stromerzeugungsmöglichkeit ist deutlich höher als das Potenzial für die Wärmeerzeugung. Daher sind innovative Lösungen erforderlich um eine vollständig treibhausgasneutrale Energieversorgung (zur Produktion von Wärme) zu erreichen

  1. Sektorenkopplung: Verbindung verschiedener Energiesektoren
  2. Speichertechnologien: Effiziente Nutzung von Überschussenergie
  3. Umwandlungstechnologien: Transformation von Strom in Wärme
  4. Wasserstofftechnologie: Vielversprechender Ansatz als flexibler Energieträger

 

Diese Strategien ermöglichen es, überschüssigen Wind- und Solarstrom optimal für die Wärmeerzeugung zu nutzen und somit die Lücke zwischen Stromerzeugungspotenzial und Wärmebedarf zu schließen.

 

Die Berechnungen zeigen auf, dass Bad Mergentheim das Potenzial hat, eine Vorreiterrolle in der Energiewende in der Region einzunehmen.

Der Weg zur Klimaneutralität ist anspruchsvoll, aber mit einer klaren Planung und Konsequenz durchaus bis 2040 erreichbar. Die Stadt kann damit nicht nur ein Verantwortungsbewusstsein demonstrieren, sondern auch Zukunftsorientierung und Innovationskraft.