Meisterwerk der Renaissance: 450 Jahre Berwarttreppe
Mit der Wahl Mergentheims zum Hauptsitz des Deutschen Ordens begann Hochmeister Georg Hund von Wenckheim, die mittelalterliche Wasserburg zur Residenz auszubauen. Im nordwestlichen Treppenturm gestaltete Blasius Berwart, zu dieser Zeit verantwortlich für den Ausbau des Schlosses, 1574 eine Wendeltreppe mit offener Spindel: Sie gilt bis heute als anerkanntes Meisterwerk der deutschen Steinmetzkunst. Berwart kombinierte in dieser Treppe den spätgotischen Konstruktionsgedanken mit neuen Dekorationselementen der Renaissance.
Mehrere Steinmetze, darunter Berwarts Schwager Anton Jetzeller, fertigten die feinen Steinarbeiten an der Spindel und der Unterseite der Treppe. Ein Blick nach oben offenbart drei sich in die Höhe schwingende Ranken, die in ihren Darstellungen immer wieder variieren. So findet sich dort zum Beispiel ein Einhorn, als Symbol für die Reinheit Marias, oder ein Reichsadler, der für den Reichsstand des Hochmeisters des Deutschen Ordens steht. Viele weitere Vögel, Engelsköpfe, Blumen und Ornamente weisen auf weitere Aspekte des Ordensglaubens hin.
Anlässlich des Jubiläums hatten die Besucherinnen und Besucher bei Aktionstagen zu jeder vollen Stunde die Möglichkeit, die Treppe im nordwestlichen Treppenturm bei einer Kurzführung zu entdecken.
Am 11. und 12. Oktober ist Bad Mergentheim Schauplatz einer wissenschaftlichen Fachtagung. Unter dem Titel „Aufstieg und Abstieg. Renaissancetreppen in Europa“ führen Fachleute auf repräsentativen Stufen durch die Geschichte. Am 11. und 12. Oktober stehen elegante Auf- und Abgänge aus dem 15. und 16. Jahrhundert – von Torgau bis Prag und von Sintra bis Wien – im Fokus. Weitere Informationen zur Tagung gibt es hier auf der Internetseite des Schlosses.