„Wir sollten die Kur wieder ganz großschreiben“

Veröffentlicht am Donnerstag, 11. Januar 2024
Bad Mergentheim bietet beispielsweise Menschen mit Magen-Darm-Beschwerden und Verdauungsproblemen mit seinen seit 200 Jahren bewährten Quellen beste Voraussetzungen für eine Kur. Foto: HKM GmbH
Bad Mergentheim bietet beispielsweise Menschen mit Magen-Darm-Beschwerden und Verdauungsproblemen mit seinen seit 200 Jahren bewährten Quellen beste Voraussetzungen für eine Kur. Foto: HKM GmbH

Rund 650 Kur- und Badeärzte gibt es in Deutschland: spezialisierte Mediziner, die Gästen in Deutschlands Kurorten und Heilbädern Perspektiven zu neuer Gesundheit und neuem Wohlbefinden eröffnen. Die fünf Kurärzte im baden-württembergischen Bad Mergentheim wollen mit ihrem Engagement der Kur zu einem Comeback verhelfen.

Es ist eine der Voraussetzungen dafür, dass ein Heil- oder Kurort seine staatliche Anerkennung erhält: das Vorhandensein eines Kur- und Badearztes. Schon heute gibt es in Deutschland nach offiziellen Schätzungen mehr als 50 Orte, die dieses Kriterium nicht mehr erfüllen und die sich nur dank kreativer Lösungen wie der Zweitniederlassung eines Mediziners aus einem benachbarten Kurort über Wasser halten. Der Traditionskurort Bad Mergentheim, gelegen im Dreiländereck Baden-Württemberg – Bayern – Hessen, stemmt sich mit großem Erfolg gegen den bundesweiten Trend: Dort bereichern seit 2023 zwei neue Kurärzte die medizinische Landschaft – und die Gesamtzahl dieser „Lotsen“ durch das umfassende Angebot an medizinischen und therapeutischen Angeboten steigt von drei auf fünf.

Bad Mergentheim bietet beispielsweise Menschen mit Magen-Darm-Beschwerden und Verdauungsproblemen mit seinen seit 200 Jahren bewährten Quellen beste Voraussetzungen für eine Kur. Fotos: HKM GmbH (links) und Kurverwaltung Bad Mergentheim (rechts)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Foto: Kurverwaltung

 

Drei langjährige Kurärzte gibt es in Bad Mergentheim: Dr. Stefan Jüttner, Dr. Adalbert Weber und Dr. Urban Lanig. „Unsere Kurärzte leisten hervorragende Arbeit und sind heute ein wesentlicher Faktor für Bad Mergentheims exzellenten Ruf als Heilbad“, sagt Kurdirektor Sven Dell. Dr. Johannes Weiler und Dr. Manfred Eisert ergänzen seit 2023 das Team derjenigen Mediziner, für die die Betreuung der Gäste besonders im Fokus steht.

Warum entscheiden sich Mediziner heute für eine Weiterbildung zum Kurarzt? Für viele ist es vor allem der Vorsorgegedanke, wie Dr. Johannes Weiler verdeutlicht. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Manfred Eisert hatte er bereits 2008 das Orthopädisch Medizinische Zentrum in Bad Mergentheim und 2016 ein weiteres Zentrum mit den Schwerpunkten Prävention und Orthopädie gegründet. In seiner Arbeit mit Patienten wuchs das Bewusstsein für die Bedeutung der Vorsorge, wie der Mediziner sagt.

Versicherte haben ein Recht auf eine Kur
Frische Energie tanken, endlich wieder gesund werden oder eben auch drohende Krankheiten im Rahmen einer Vorsorge vermeiden – es gibt viele Gründe für eine Kur: Doch lange Zeit lehnten die Krankenkassen Kuranträge reihenweise ab. Seit 2021 eröffnen neue gesetzliche Regelungen zusätzliche Möglichkeiten, die gesunde Kraft der deutschen Kurorte zu genießen: Jeder hat nun erneut die Möglichkeit, alle drei Jahre eine solche in der Regel zwei oder drei Wochen andauernde Vorsorgeleistung in einem anerkannten Kurort zu beantragen und damit viel beispielsweise für Rücken, Gelenke und Wohlbefinden zu tun. „Diese Gesetzesänderung war für mich ausschlaggebend, das Team der Bad Mergentheimer Kurärzte zu verstärken“, erinnert sich Dr. Weiler.

Das Bild zeigt (von links) Dr. med. Manfred Eisert, Kur- und Gesundheitsberaterin Franziska Becker, Dr. Johannes Weiler sowie Kurdirektor Sven Dell. Foto: Kurverwaltung Bad Mergentheim

Das Bild zeigt (von links) Dr. med. Manfred Eisert, Kur- und Gesundheitsberaterin Franziska Becker, Dr. Johannes Weiler sowie Kurdirektor Sven Dell. Foto: Kurverwaltung Bad Mergentheim

 

Warum Vorsorge immer wichtiger wird
Bei einer Ambulanten Vorsorgeleistung, früher auch als offene Badekur bekannt, übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Aufwendungen für ärztliche Behandlungen vollständig sowie 90 Prozent der Kosten für verordnete Anwendungen wie Bäder, Massagen und andere Therapieangebote. Zu den Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Kurtaxe und Fahrt können Versicherte von der Kasse zudem einen Zuschuss erhalten.
„Wir Kurärzte haben uns gemeinsam mit dem Kurdirektor und der gesamten Kurverwaltung dem großen Ziel verschrieben, der Kur zu ihrem verdienten Comeback zu verhelfen“, erklärt der Mediziner. „Nicht nur vor dem Hintergrund, dass die Krankenkassen ihr Leistungsangebot immer weiter einschränken, wird es immer wichtiger, dass man gesund bleibt und nicht krank wird“, ergänzt er.
Die größte Herausforderung sieht Dr. Weiler in der Kommunikation und im Aufräumen mit Vorurteilen, die die Bad Mergentheimer Kurärzte täglich in ihrer Praxis erleben. „Viele Menschen sträuben sich davor, eine Kur zu beantragen, weil sie davon ausgehen, dass sie ohnehin nicht genehmigt wird.“ Die Information der Patienten stehe deshalb im Mittelpunkt. Den Begriff der „Ambulanten Vorsorgeleistung“, wie die traditionell dreiwöchige (Vorsorge-)Kur jetzt heißt, findet Dr. Weiler äußerst unglücklich. „Wir sollten gerade den bewährten Begriff der Kur wieder ganz großschreiben“, fordert er.

Exzellente Vorsorgemöglichkeiten in Deutschlands Kurorten
Deutschlands rund 350 Kurorte und Heilbäder bieten nach seinen Worten exzellente Voraussetzungen, um Krankheiten vorzubeugen und Beschwerden zu behandeln. Bad Mergentheim bietet beispielsweise Menschen mit Magen-Darm-Beschwerden und Verdauungsproblemen mit seinen seit 200 Jahren bewährten Quellen beste Voraussetzungen für eine Kur. Auch für orthopädische Patienten und Menschen mit Bewegungsproblemen, Arthrosen oder Rheuma hat der Kurort im Lieblichen Taubertal nach Worten des Kurmediziners großes Potenzial – beispielsweise mit Bädern und Bewegungstherapien in der heilkräftigen Sole der Bad Mergentheimer Paulsquelle.

Wie sieht der Weg zur Kur aus?
Der erste Schritt beim Weg hin zu einer solchen klassischen Vorsorgekur ist der Weg zum Hausarzt. Dieser muss die Ambulante Vorsorgeleistung verordnen. Die Mediziner sind es auch, die den Antrag bei der Krankenkasse einreichen. Erfolgt die Genehmigung, erhalten Versicherte von ihrer Krankenkasse eine Bescheinigung für die Übernahme der Kosten, einen so genannten Kurarztschein. Versicherte können dann in der Regel frei zwischen den mehr als 300 anerkannten Kurorten wie Bad Mergentheim wählen, die jeweils individuelle ortsgebundene Heilmittel bieten. Kurgäste können sich auch ihre Unterkunft selbst aussuchen und entscheiden, ob sie sich in einer Rehaklinik oder einem Hotel wohler fühlen. In Bad Mergentheim unterstützt die Kurverwaltung beim Finden des optimalen Quartiers.

Großes Spektrum an Therapien und Behandlungen
Danach kommen die Kurärzte ins Spiel: Mit ihnen besprechen die Kurgäste dann ihren optimalen Behandlungsplan. Der Kurarzt verschreibt die Therapien auch. Das Spektrum ist groß – und reicht von klassischen Anwendungen wie Trinkkuren und Solebädern über Massagen bis hin zu progressiver Muskelentspannung, Physiotherapie und auch psychologischer Betreuung. In Bad Mergentheim bietet die Kurverwaltung zudem ein umfangreiches Zusatzprogramm von fernöstlichem Yoga bis hin zu Seminaren zur gesunden Ernährung. Gegen Ende des Aufenthalts gibt es noch eine zweite Untersuchung beim Kurarzt. „Dort erhalten Gäste dann auch Empfehlungen, wie sie den während der Kur erfolgreich begonnenen Weg zuhause fortsetzen können“, so Dr. Weiler.

Mehr Informationen über die Möglichkeiten für eine Kur – eine Ambulante Vorsorgeleistung – unter: https://visit.bad-mergentheim.de/de/gesundheit-erholung/medizinische-kompetenz/

 

Mehr Informationen über Bad Mergentheim: 

Frau Julia Krupka
Tel. 07931/965-220
E-Mail: j.krupka@kur-badmergentheim.de
Internet: www.bad-mergentheim.de