Trockenmauern: Es laufen wieder Sanierungsarbeiten am Ketterberg

Veröffentlicht am Montag, 17. Februar 2025
Am Ketterberg findet mit der Sanierung von Trockenmauern nicht nur ein wichtiges ökologisches Projekt statt – hier lässt sich auch ein ganz besonderes Handwerk beobachten.
Am Ketterberg findet mit der Sanierung von Trockenmauern nicht nur ein wichtiges ökologisches Projekt statt – hier lässt sich auch ein ganz besonderes Handwerk beobachten.

Dieser Tage sehen Spaziergängerinnen und Spaziergänger am Ketterberg wieder eine Baustelle, bei der Stein für Stein sorgfältig neu gesetzt wird: Die Stadt macht weiter mit der Sanierung der charakteristischen und ökologisch wichtigen Trockenmauern.

Trockenmauern sind seit Jahrhunderten ein Merkmal der Kulturlandschaft des Taubertals, eng verbunden mit der Tradition des Weinbaus in der Region. Diese Mauern, die ohne Mörtel oder Beton aus lokalen Natursteinen errichtet werden, dienen als Stützkonstruktionen für Weinberge und Terrassen.

Am Ketterberg in Mergentheim stehen die Trockenmauern als Zeugen vergangener Weinbauaktivitäten. Sie sind ein Relikt aus einer Zeit, als der Weinbau in diesem Bereich noch weiter verbreitet war. Im 19. Jahrhundert ging der Weinbau im Taubertal aufgrund von Schädlingen und Krankheiten wie der Reblaus stark zurück, wodurch viele dieser Mauern ihre ursprüngliche Funktion verloren.

„Dennoch sind sie für den Erhalt der Artenvielfalt essenziell“, erläutert Eva Müller, Stadt- und Landschaftsplanerin im Bad Mergentheimer Bauamt. „In Verbindung mit den umliegenden Magerrasenflächen sowie Hecken- und Gehölzstrukturen stellen sie einen wertvollen, jedoch bedrohten Lebensraum am Ketterberg dar.“

Weiter führt Eva Müller aus: „Trockenmauern bieten ein einzigartiges Mikroklima und fungieren als Extremstandorte für Flora und Fauna. Auf engstem Raum finden sich hier kontrastreiche Bedingungen - von heißen zu kalten, trockenen zu feuchten und schattigen zu sonnigen Plätzen. Diese Vielfalt an Mikrohabitaten macht Trockenmauern zu wertvollen ökologischen Nischen.“

Zu den charakteristischen Pflanzen gehörten trockenheitsresistente Arten wie Mauerpfeffer (Sedum), Natternkopf (Echium vulgare) und verschiedene Nelkenarten. Diese Pflanzen hätten sich an die kargen Bedingungen in den Steinritzen angepasst. Aufgrund der Spezialisierung vieler Insekten auf bestimmte Pflanzenarten würden sie zur biologischen Vielfalt beitragen. „Trockenmauern sind gesetzlich geschützte Biotope und spielen eine wichtige Rolle im Kampf gegen das Artensterben“, betont die Landschaftsplanerin.

Trockenmauern sind jedoch nicht nur von historischer und ökologischer Bedeutung, sondern auch ein wichtiges Element des kulturellen Erbes. Das Handwerk des Trockenmauerbaus wurde kürzlich als transnationales Kulturerbe anerkannt, was die Bedeutung dieser traditionellen Technik unterstreicht.

Am Ketterberg in Mergentheim wird seit 2020 ein kontinuierliches Sanierungsprogramm für Trockenmauern durchgeführt. Im Winter 2024/ 2025 wurde eine besonders bedeutende Trockenmauer unterhalb des neuen städtischen Schauweinbergs renoviert.

„Diese Sanierung ist Teil eines des städtischen Biotopverbundkonzepts, das im Bereich des Ketterbergs darauf abzielt, die ökologisch wertvollen Trockenmauern zu erhalten und zu restaurieren“, sagt Eva Müller. „Die Stadt konnte für dieses Projekt eine beachtliche 90-prozentige Förderung durch die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg erhalten, was die hohe ökologische Bedeutung der Maßnahme unterstreicht.“

Die finanzielle Beteiligung der Naturschutzgruppe Taubergrund am Projekt zeige das breite Engagement für den Erhalt dieser wichtigen Landschaftselemente, so Eva Müller weiter. „Solche Kooperationen zwischen öffentlichen Einrichtungen und Naturschutzorganisationen sind entscheidend für den erfolgreichen Schutz und die Pflege von Trockenmauern. Die Sanierung dieser prägnanten Trockenmauer trägt dazu bei, das charakteristische Landschaftsbild des Ketterbergs zu bewahren und gleichzeitig wertvolle Habitate für spezialisierte Arten zu erhalten.“

Die Instandsetzung, Aufwertung und umweltverträgliche Erlebbarkeit des Ketterbergs mit seinem besonderen Stadt-Panorama ist im „Rahmenplan“ verankerter Teil der Bad Mergentheimer Landesgartenschau-Konzeption der „Blühenden Quellen“.