160 Jahre alte Eichen, „Lichtgenuss“ für junge Buchen und Spitzenpreise für die Fichte

Veröffentlicht am Montag, 3. November 2025
(v. l.): Andreas Lehr, Hariolf Scherer, Forstwirtschaftsmeister Christoph Schmitt, Revierleiter Timo Renz, Stadtkämmerer Artur Wirtz, Revierleiter Paul Konrad, stv. Forstamtsleiter Patrick Halbauer, Klaus-Dieter Brunotte, Hubert Schmieg und Wolfgang Herz.
(v. l.): Andreas Lehr, Hariolf Scherer, Forstwirtschaftsmeister Christoph Schmitt, Revierleiter Timo Renz, Stadtkämmerer Artur Wirtz, Revierleiter Paul Konrad, stv. Forstamtsleiter Patrick Halbauer, Klaus-Dieter Brunotte, Hubert Schmieg und Wolfgang Herz.

Auf dem Weg zu einem widerstandsfähigeren Wald: Die Projektgruppe Waldumbau des Bad Mergentheimer Gemeinderates hat sich ein Bild von den aktuellen Entwicklungen im Stadtwald gemacht und das weitere Vorgehen beraten.

Im Jahr 2020 hat der Bad Mergentheimer Gemeinderat die „Projektgruppe Waldumbau“ ins Leben gerufen. Seitdem treffen sich die Mitglieder einmal jährlich, um eine stete und vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema zu gewährleisten. Neben Vertretern der Gemeinderatsfraktionen nehmen auch Mitarbeitende der Stadtkämmerei – wo der Forst organisatorisch angebunden ist – sowie des Forstamtes an den Treffen teil.

In diesem Herbst stand somit bereits die 6. Runde der Projektgruppe an. Zum zweiten Mal wurde der Termin mit einem Waldbegang verknüpft. Mit dabei waren die Stadträte Andreas Lehr, Hariolf Scherer, Wolfgang Herz, Hubert Schmieg und Klaus-Dieter Brunotte, außerdem Stadtkämmerer Artur Wirtz und Dominik Bauer (Finanzverwaltung, Beteiligungen und Controlling) von der Verwaltung, die beiden Revierleiter Timo Renz und Paul Konrad, Forstwirtschaftsmeister Christoph Schmitt sowie Patrick Halbauer als stellvertretender Forstamtsleiter.  

Der Gemeinderat hatte die Projektgruppe vor dem Hintergrund initiiert, dass es dem heimischen Wald nicht gut geht. Die Trockenheit, mitunter regelrechte Dürre, und der Borkenkäfer haben den Beständen schwer zugesetzt. Auch im laufenden Jahr 2025 fallen mehr als die Hälfte des Holz-Einschlages aufgrund von Dürreschäden an und zumindest das erste Halbjahr war aufgrund von längerer Trockenheit sehr anspruchsvoll. Der begonnene Waldumbau hat das Ziel, neue, klimastabile Waldbestände zu begründen. Dies soll entweder durch Pflanzung oder aus der Förderung von natürlicher Verjüngung geeigneter Baumarten geschehen.

„Waldumbau“ bedeutet, dass die Wälder an die für sie schwierigen Bedingungen des Klimawandels ein Stück weit angepasst werden – soweit dies möglich ist. Gleichzeitig soll die Baumartenvielfalt erhöht werden, was sich auch positiv auf den „Lebensraum Wald“ insgesamt auswirkt. Der Forst-Ertrag wird dabei nachrangiger gewichtet als früher. Im Sinne der größeren Vielfalt wurden im Bad Mergentheim Stadtwald in den vergangenen Jahren bereits neue Baumarten gepflanzt.

Die Projektgruppe informierte sich über die aktuell laufende Erneuerung der Forsteinrichtung. Diese stellt die mittelfristige Betriebsplanung für die nächsten zehn Jahre dar. Die wichtigste Kenngröße ist der, aus der Einzelplanung resultierende, sogenannte Hiebsatz. Er zeigt die nachhaltig nutzbare Menge an Holz auf. Aktuell liegt diese für den Stadtwald bei etwa fünf Festmetern pro Hektar und Jahr.  Es wird erwartet, dass der Hiebsatz für die nächsten zehn Jahre sinkt, wenn auch nicht sehr stark. Die Zehnjahresplanung war auch das Hauptthema der diesjährigen „Sitzung“ der Projektgruppe Waldumbau.

Die Förster hatten sich eine kurze Route überlegt, um möglichst viele unterschiedliche und für den Gesamtstadtwald repräsentative Waldbilder vorzustellen. Die gesamte Route zog sich durch den Distrikt Untertal (gegenüber Wildpark).

Erste Station war ein alter Eichenwald. Alte Eichenwälder gibt es auf gut 500 Hektar im Stadtwald Bad Mergentheim, was grob einem Viertel der Gesamtfläche entspricht. Die Revierleiter hatten hier eine Fläche von einem Hektar abgesteckt und die zu entnehmenden Bäume farblich markiert. Die Kronen der alten Eichen sind auf diesen Flächen frei von konkurrierenden Nachbarkronen. Nur gelegentlich versucht ein von unten aufstrebender Baum, in die Eichenkrone einzuwachsen. „Dies wollen wir mit kleinen und dosierten Eingriffen unterbinden“, erläuterte Patrick Halbauer.

Diese Eingriffe sind langfristig wirksam und damit als Dienst an den Folge-Generationen zu sehen, da sie nicht viel Geld in die Kasse spülen. Die städtischen Forstwirte können diese Arbeiten sehr pfleglich durchführen. Die Alteichen in diesem Bereich sind aktuell rund 160 Jahre alt und erreichen ihr wirtschaftliches Zielalter. Dick sind sie auch. „Wir wollen die Alteichen aktuell nicht fällen, da sie noch keinen Nachwuchs hervorgebracht haben“, sagte Timo Renz. „Nur ist das mit dem Nachwuchs der Eiche nicht ganz so einfach, da sie eine Lichtbaumart ist, die viel Licht braucht, dabei oft den anderen Baumarten in der Wuchsdynamik unterlegen ist und gerne vom Reh gefressen wird.“ Somit ist derzeit der Plan, abzuwarten, das junge Holz dicker und vor allem stammzahlärmer werden zu lassen und zu einem späteren Zeitpunkt die Weichen für Nachwuchs zu stellen.

Der zweite Exkursionspunkt bot ein gänzlich anderes Bild. Unter langen und dicken Altbuchen wächst ein dichter Jungwald aus Jungbuchen. Bereits seit über 20 Jahren. Mittlerweile sind die Jungbuchen an die 10 Meter lang. Ähnliche Waldbilder gibt es im Stadtwald auf ungefähr 300 Hektar zu sehen. Patrick Halbauer sagte dazu: „Das Produktionsziel ist hier erreicht. Wir wollen die Altbuchen nutzen, um dem Jungwald den nötigen Lichtgenuss zu geben.“ Dies sei auch aus Risikogründen geboten. Zwar wächst der Wald an dieser Stelle auf einem guten Boden und ist deswegen von Dürren nicht ganz so bedroht, wie auf schlechterem Boden. Doch nimmt die Entwertung des Holzes durch den sogenannten Rotkern ab dem Alter von 120 Jahren stark zu. Der Rotkern ist eine farbliche Veränderung des Buchenholzes. Im Möbelhandel wird dieses Holz als Wildbuche beworben. Im Rundholz wird das farbige Buchenholz aber mit Preisabschlägen versehen.

Das dritte Waldbild war mehr ein Holzbild, da ungefähr 400 Festmeter frisch geschlagene Fichte am Wegrand aufgeschichtet lagen. Die Prognosen für die Entwicklung der Baumart Fichte schätzen die Fachleute als zu riskant für das Flachland ein. Deshalb soll die Fichte bei gutem Holzmarkt geerntet werden. Zumindest das, was von ihr noch übrig ist. Der Hauptteil der Fichten im Stadtwald ist den Dürren der Jahre 2018 bis 2020 zum Opfer gefallen. Aktuell lassen sich für Fichtenholz Spitzenpreise erzielen (bis zu 125 Euro pro Festmeter).

Zum Abschluss besichtigte die Gruppe noch eine zweijährige Eichenkultur. Auch hier standen einmal Fichten. Diese wurden entfernt und Eichen und andere Baumarten (Hainbuche, Linde, Feldahorn) eingebracht. Timo Renz erläuterte den Jahreszuwachs der Eichen und merkte dazu an: „Der gute Jahreszuwachs liegt an der günstigen Witterung 2025 (trotz Frühjahrstrockenheit) und dem guten Boden. Daneben aber auch an der Qualität der Pflanzung.“ Hier mache den städtischen Forstwirten niemand etwas vor. Sie garantierten eine gleichbleibend hohe Arbeitsqualität.