Zukunftsstadt - ein Überblick

Der Klimawandel in Bad Mergentheim
Biodiversitätsverlust, extreme Wetterereignisse oder das Abschmelzen von Gletschern, die Auswirkungen durch den Klimawandel sind vielfältig. Die Temperaturen erhöhen sich kontinuierlich und Hitzerekorde werden fast jährlich gebrochen. Auch in Bad Mergentheim werden regelmäßig neue Höchstwerte erzielt. Das Stadtklima unterscheidet sich im Wesentlichen vom Freilandklima dadurch, dass das Klima durch eine starke Bebauung beeinflusst wird. Auch die Stadtgröße, die Einwohnerzahl und die Höhe des Versiegelungsgrades sind wichtige Komponenten des Stadtklimas. Die folgende Abbildung zeigt die Prognosen des Deutschen Wetterdienstes für die Bad Mergentheimer Innenstadt, Bereich Deutschordenschloss: In einem für den Zeitraum 2031 bis 2060 ermittelten Durchschnittsjahr liegen die Prognosetemperaturen (rote Kurve) in weiten Teilen über den Temperaturen des ermittelten Durchschnittsjahres des Zeitraums 1995 bis 2012. Bereits „kleine“ Temperaturunterschiede von nur wenigen Graden können den natürlichen Kreislauf langfristig durcheinander bringen.
Abbildung: Temperaturkurven gemäß Testreferenzjahren des Deutschen Wetterdienstes im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, 2017 (Quelle: Planstatt Senner).
"Globale" und "Nationale" Ziele
Im Rahmen der Weltklimakonferenz in Paris wurde ein seit 2016 geltendes Abkommen getroffen, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten zu beschränken. Auf nationaler Ebene strebt die Bundesrepublik Deutschland eine Reduktion der Treibhausgase um 55 bis 60 % bis 2030 und 80 bis 95 % bis zum Jahr 2050 an. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromproduktion soll auf 40 – 45 % im Jahr 2025 und in den Jahren 2035 und 2050 auf 55 – 60 % bzw. 80 % erhöht werden. Den Kommunen kommt bei der Umsetzung der Klimaschutzziele eine wichtige Rolle zu, denn diese setzen die beschlossenen europäischen und nationalen Emissionsreduktionsziele um. Die Kommunen können zu der Minderung des CO2-Ausstoßes beitragen, indem sie beispielsweise Straßenbeleuchtungen, Schulen, Hallenbäder und Verwaltungsgebäude effizienter und sparsamer verwalten und betreiben. Aber auch auf Planungsebene können bereits frühzeitig präventive Klimaschutzmaßnahmen berücksichtigt werden. So führen beispielsweise kurze Wege im Stadtgebiet, zu einer Verringerung des Verkehrsaufkommens, was wiederum zu einer Minderung an Emissionen führt.
Doch allein den Fokus auf den Klimaschutz zu richten, würde nicht ausreichen und würde der Thematik nicht gerecht werden. Da wie Alexander von Humboldt es vor schon über 200 Jahren ausdrückte, "alles mit allem zusammenhängt", müssen beispielsweise auch Anstrengungen zum Arten-, Gewässer- & Biodiversitätsschutz unternommen werden. Neben der Klimawandelproblematik müssen gleichzeitig auch Themen wie Ressourcen- und Flächenverbrauch, Bodenerosion, Lärm, Vermüllung unserer Landschaft, etc. betrachtet werden. Um das Thema holistisch und interdisziplinär anzugehen, hat sich die Weltgemeinschaft unter dem Dach der Vereinten Nationen 2015 zu 17 globalen Zielen für eine bessere Zukunft verpflichtet. Leitbild der Agenda 2030 ist es, weltweit ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft zu bewahren. Dies umfasst ökonomische, ökologische und soziale Aspekte gleichzeitig.
Nachhaltig denken · Nachhaltig handeln · Nachhaltig wirtschaften
Um die nationalen Klimaziele erreichen zu können und somit auch das Leben in Bad Mergentheim für nachfolgende Generationen lebenswert zu machen, ist es notwendig konkrete Maßnahmen zu entwickeln und diese auch kurz- bis mittelfristig umsetzen zu können.
Daher startet die Stadt Bad Mergentheim ab Frühjahr 2022 über eine Fokusberatung in den kommunalen Klimaschutz. Hierfür werden die Fachabteilungen Stadtentwicklung, Landschaftsplanung, Gebäudemanagement, Liegenschaften und Tourismus der städtischen Verwaltung in moderierten Workshops mind. 5 Maßnahmen erarbeiten. Diese werden dem Stadtradt zur Entscheidung vorgelegt. Zwindgende Vorgabe für eine Förderung über den Projektträger Jühlich - bei dem im September 2021 ein Förderantrag gestellt wurde - ist der Beschluss zur Umsetzung von mind. einer der erarbeiteten Maßnahmen.
(Bilder: pixabay.com)
Um auch in Sachen Biodiversität voran zu kommen, wurden die Projektgruppen „Waldumbau“ und „Runder Tisch Biodiversität“ ins Leben gerufen. In den beiden Projektgruppen werden jeweils Projekte auf den Weg gebracht, welche hochwertige Ökosysteme schützen und erhalten sollen.
Die kommunale Wirtschaftsförderung hat sich zum Ziel genommen, die wirtschaftlichen Standortfaktoren weiter zu entwickeln. Das Thema nachhaltiges Wirtschaften nimmt hierbei eine immer wichtigere Rolle ein, denn wer nachhaltig und effizient wirtschaftet, der spart Ressorucen und gleichzeitig auch Geld ein. Besonders Förderprogramme und Netzwerkveranstaltungen sollen einen Anreiz für Unternehmen darstellen.
Bad Mergentheim, das sowohl für Moderne als auch für Tradition gleichzeitig steht, charakterisiert sich durch eine hohe regionale Wertschöpfung. Die Kurstadt steht an der Spitze, was die Verarbeitung von Produkten aus der Region angeht. Dies bietet viel Potenial: nicht umsonst wurde Bad Mergentheim bereits 2016 als "Nachhaltiges Reiseziel" zertifiziert.
Wir beteiligen unsere Bürgerschaft in diesen Prozessen. Im Rahmen der Landesgartenschaubewerbung konnten zahlreiche Vorschläge und Ideen mit in das Konzept aufgenommen werden. Mit Veranstaltungen wie dem "Stadtradeln" sollen die Einwohner und Einwohnerinnen die Möglichkeit bekommen, sich aktiv am Klimaschutz zu beteiligen.